Maria und Uli erkennen, dass auch ihr Leben durch das Schweigen ihres Vaters, der im Mai 1945 mit 12 Jahren aus seinem Leben in Brünn gerissen wurde, beeinflusst wird. Gemeinsam entschließen sie sich zu einer Reise zu den Wurzeln ihrer Familie … mehr >>
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Susanne Benda, geboren 1963 in Hannover, studierte Germanistik, Musik- und Theaterwissenschaften in Würzburg und München. Anschließend war sie freiberuflich für verschiedene Tageszeitungen, den Rundfunk und Fachzeitschriften tätig,
Was ist es, das die Geschwister Maria und Uli so umtreibt? Woher stammen ihre Blockaden, wenn es um wichtige Lebensentscheidungen geht? Haben sie etwas mit dem Schweigen ihres Vaters zu tun, der mit 12 Jahren aus seinem glücklichen Leben in Brünn gerissen wurde? Und dem es nie möglich war, über seine Erlebnisse aus dem Mai 1945 zu sprechen, als seine Familie gemeinsam mit 27.000 weiteren deutschstämmigen Bewohnern aus der Stadt vertrieben wurde? Immer deutlicher erkennen Maria und Uli, dass die traumatischen Zustände ihres Vaters in ihnen fortleben, auch sie sind Vertriebene. Und ihnen wird klar, dass sie ihre eigenen Wege gehen müssen, um das Schweigen zu durchbrechen.
Als sie sich zu einer Reise entschließen, wird schnell deutlich: Es wird eine Reise zu den Wurzeln ihrer Familie …
In ihrem beeindruckenden Debüt begibt sich Susanne Benda auf die Spuren der Kriegsvergangenheit in ihrer eigenen Familie.
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Dein Schweigen, Vater Es war am Fronleichnamstag 1945 als der Vater mit Mutter und Großeltern aus der Heimat...
Inge schrieb am
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Es war am Fronleichnamstag 1945 als der Vater mit Mutter und Großeltern aus der Heimat vertrieben wurde. Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Ja, es gab vorher schon einige kleine Scharmützel zwischen den Deutschen und den Tschechen und deutsch zu sprechen, das sollte vermieden werden. Aber, so denken die erwachsenen Kinder Maria und Uli heute, warum erzählt der Vater nicht davon? Und was hat das mit uns zu tun?
Er war 12 Jahre alt, als er gemeinsam mit über 25000 anderen die Heimatstadt Prüm verlassen musste. Der Marsch war unendlich lang und grausam. Viele starben und wurden am Wegesrand liegen gelassen, sie verhungerten oder waren verdurstet. „Dein Schweigen Vater“ beruht auf Tatsachen und die Autorin beschreibt einen Teil ihrer Familiengeschichte. Maria und Uli haben es schwer, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Maria hat zwar eine Familie, aber glücklich ist sie nicht. Und Uli? Der lebt alleine in seiner Schreinerwerkstatt. Beide hadern mit sich und ihrer Umwelt. Bis sie sich ein Herz fassen und nach Brünn fahren. Sie wollen genau diesen Weg gehen, den ihr Vater vor so vielen Jahren ging. Vielleicht können sie ihn danach ein wenig besser verstehen, so meinen sie.
Der Roman ist ein Debüt und ich bin beeindruckt. Vom Stil, von der Umsetzung dieses so ernsten Themas und von der abwechslungsreichen und bildhaften Sprache. Es wird keinerlei Schuld zugewiesen und wer denkt, dass die Betroffen in Jammern und Wehklagen verharren, der irrt. Ja, sie haben bleibenden psychische Schäden davongetragen. Aber sie kämpfen um einen Platz im Leben und das ohne Verbitterung.
Das Schicksal der Vertriebenen berührte mich sehr und ich wollte mehr darüber erfahren. Aus dem Grund griff ich auch zu diesem Buch. Es kann sich niemand vorstellen wie es ist, die Heimat verlassen zu müssen. So viele Jahre lebten Deutsche und Tschechen in einer Stadt, Straße oder sogar unter einem Dach. Und dann, von heute auf morgen, wurden aus Freunden erbitterte Feinde. Beim „Todeszug von Brünn“ waren hauptsächlich Frauen, Senioren und Kinder beteiligt. Die jüngeren Männer waren in Gefangenschaft. Und erst im Jahr 2015 gab es eine Entschuldigung vonseiten des Stadtrats aus Brünn. Wobei ich persönlich meine, dass die nicht für die Sünden der Väter verantwortlich sind. Eine nette Geste war es trotzdem.
Dein Schweigen, Vater Diese Reise nach Brünn, Tschechien, ist eine Spurensuche nach der Kriegsvergangenheit –...
Karola schrieb am
Diese Reise nach Brünn, Tschechien, ist eine Spurensuche nach der Kriegsvergangenheit – bewegend!
Die längst erwachsenen Kinder des bereits verstorbenen Paul Lustig machen eine für sie wichtige Reise nach Brünn, wo ihr Vater bis zum 12. Lebensjahr aufwuchs. Sie fragen sich: Kann man vorwärtskommen, indem man zurückgeht in diese wohl beklemmenden Orte der Vergangenheit? Könnte es eine Reise zur eigenen Vergangenheitsbewältigung und traurigen Sinnsuche mit privaten Orientierungsproblemen und schlechtem Gewissen für Maria und Uli selbst werden?
Geschichtlich belegt ist der Brünner Todesmarsch vom 12. Mai 1945 von 27.000 deutschstämmigen Bewohnern dieser Stadt bis an die österreichische Grenze, ohne Verpflegung, eine sehr wilde Vertreibung. Paul überlebt und kommt mit 14 Jahren in Wien bei seiner Tante an nach dem Verlust seiner Großeltern und auch seiner Mutter. Ihm ist es nicht möglich, über die in ihm fortlebenden traumatischen Zustände zu sprechen oder zu schreiben, denn er möchte sie verdrängen, vergessen und verharrt dafür lieber in tiefer Traurigkeit und Einsamkeit. Seine erwachsenen Kinder fragen sich nach seiner Beerdigung nun: Wer war ihr Vater? Konnte oder wollte er nichts über sein junges Leben erzählen, ohne dass alte Wunden aufbrechen, die scheinbar nie heilen können.
Besonders der Schluss mit Pavel hat mich sehr berührt. Ich bewundere den besonders einfühlsamen Schreibstil der Autorin.